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Wenn die Cloud hustet, kriegt das Internet Fieber

Wenn die Cloud hustet, kriegt das Internet Fieber

... und wir merken, wie duenn unser digitales Fundament ist

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Die juengsten Ausfälle bei AWS, Azure und Cloudflare zeigen brutal deutlich, wie fragil das globale Netz geworden ist. Ein einziger Fehler in einem einzelnen Rechenzentrum genuegt mittlerweile, um Behoerden, Unternehmen, Messenger, Games, Webseiten und Alltagsgeraete weltweit lahmzulegen. Unsere digitale Infrastruktur – einst als dezentraler Schutzwall gedacht – ist zu einem zentralisierten Jenga-Turm geworden, bei dem ein herausgezogenes Kloetzchen gleich mehrere Kontinente ins Wanken bringt.

Die Ruhe vor dem Sturm

Internet-Outages passieren staendig. Frueher war das nervig, aber ueberschaubar: eine Website faellt aus, ein Forum ist fuer ein paar Stunden weg, irgendwer flucht auf Twitter, fertig. Heute ist das anders. Heute reicht ein einziger Bug in einer Handvoll Rechenzentren, und ploetzlich steht halb Europa still, Gaming-Server gehen in die Knie, Behoerden verlieren ihren Zugang zu Systemen, und du merkst, dass dein „digitales Leben“ an einem Kabel haengt, das dir nicht gehoert.

Und ja... genau das haben wir in den letzten Wochen gleich dreimal erlebt. Erst AWS, dann Azure, jetzt Cloudflare. Drei Stoerungen, drei unterschiedliche Ursachen, aber ein gemeinsamer Nenner: Ueberkonzentration. Wir haben das Netz auf ein paar Hyperscaler gestapelt, und wenn einer davon stolpert, kippt das ganze Jenga-Tuermechen.

Cloud Jenga wurde 2025 zum liebsten Spiel der Hyperscaler gewaehlt 😎

Der AWS-Knall am 20. Oktober... ein DNS-Fehler wird zum globalen Domino

Fangen wir mit dem AWS-Ausfall an. Am 20. Oktober 2025 hat ein Problem im US-EAST-1 Cluster (Northern Virginia, also dem Herzen von AWS) erst mal wie ein typischer Regional-Glitch gewirkt. Dann aber ging es los. Ein automatisiertes System, das DNS-Routing und Records fuer zentrale AWS-Dienste verwaltet, lief aus dem Takt. Daraus entstand eine „latent race condition“ – also ein latent schlummernder Bug, der erst unter bestimmten Timing-Bedingungen hochgeht. Genau das ist passiert... und der Bug hat sich durch AWS-Routing und abhhaengige Services gefressen, wie ein Pac Man nach 10 Kraftpillen, der sich durch die noch vorhandenen Geister futtert.

Was heisst das in der Praxis? Nicht „eine App war kurz weg“. Sondern: tausende Services weltweit offline, stundenlange Stoerungen, von Kollaborationstools ueber Messenger bis hin zu Unternehmens- und Behoerdenservices. Und aus einem lokalen Fehler in Virginia wurde ein globaler Flaechenbrand bis nach Australien und Europa.

Keine 10 Tage spaeter... Azure stolpert ueber denselben Stein

Und dann, keine zehn Tage spaeter, laeuft Microsoft Azure in eine sehr aehnliche Falle. Wieder DNS. Wieder Konfig-Aenderung. Wieder Kaskade!
Xbox-Dienste weg, Teile von Microsofts Cloud- und Produktivitaetswelt gestresst, Firmenprozesse lahmgelegt, und in Schottland mussten oeffentliche Systeme pausieren, weil Dienste nicht erreichbar waren.

Die Cloud ist nicht abstrakt. Wenn sie faellt, faellt dein Alltag

Es ist fast schon grotesk: zwei der groessten Cloud-Anbieter der Welt, innerhalb von Tagen, beide durch DNS-Probleme, beide mit globaler Auswirkung. Und jedes Mal sieht man denselben Film: nicht nur IT ist betroffen, sondern das echte Leben. Banking, Behoerden, Verkehr, Logistik, Gesundheit... kurz: alles, was wir in den letzten Jahren schoen brav „digital transformiert“ haben.

Hold your horses... ich fordere jetzt nicht die Reanimation des Filofax... oder zumindest des Druckers (ich habe seit ueber 20 Jahren keinen mehr), aber ihr merkt schon wie heftig uns das getroffen hat und wie die schoene Geschichte des Cloudcomputings, die urspruenglich aus den 60ern stammt (Kudos ans MIT und IBM), irgendwie zum Gegenteil der versprochenen Unabhaengigkeit mutiert ist!

1963 - Das Geburtsjahr des Cloud Computings

Und jetzt Cloudflare... die Bot-Abwehr als Internet-Kill-Switch

Als haette das Netz noch eine dritte Warnlampe gebraucht, kam am 18. November Cloudflare dazu. Ein Bug in der Bot-Management-Logik – ausgeloest durch eine Routine-Konfig-Aenderung – hat Cloudflares globale Security- und Routing-Schicht destabilisiert. Ergebnis: grosse Teile des Webs mit massiven Fehlerbildern, viele Top-Dienste gleichzeitig betroffen. Cloudflare hat klar kommuniziert: kein Angriff, schlicht ein interner Fehler.

Je besser Hyperscaler funktionieren, desto gefaehrlicher wird ihr Ausfall

Und hier wird es super spannend... Cloudflare ist nicht mal „Cloud-Anbieter“ wie AWS oder Azure, sondern Infrastruktur-Sekundenkleber: CDN, DDoS-Schutz, TLS, Bot-Filter. Also genau die Schicht, die zwischen User und Milliarden Websites sitzt. Wenn die weg ist, ist „das Internet“ weg. Punkt!

Gesundheit!

Das eigentliche Problem ist nicht der Bug... sondern die Architektur dahinter

AWS, Azure, Google Cloud – die Big Three halten zusammen rund zwei Drittel des globalen Cloud-Infrastrukturmarkts. AWS fuehrt, Azure folgt, Google Cloud sitzt stabil auf Platz drei.

Das ist eine Triopolie mit eingebautem Systemrisiko. Die drei sind so gut, so stabil, so selten offline, dass wir alle immer mehr draufstapeln. Weil es bequem ist. Weil es billig wirkt. Weil jeder CFO fragt: „Warum zwei Clouds bezahlen, wenn eine doch laeuft?“ Tja... bis sie es nicht tut.

Wenn ein paar Firmen die Schalter besitzen, reicht ein Finger, um ein Land zu dimmen.

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„Cock-up, not conspiracy“... aber fragil bleibt fragil

Sicher, vieles davon ist Schlamperei, nicht Plan. Auch Security-Leute betonen, dass die AWS- und Azure-Stoerungen nach Systemfehlern aussehen, nicht nach boeser Absicht. Aber das ist fast egal. Denn das Ergebnis ist dasselbe: ein einzelner Glitch trifft alles. Genau das ist Fragilitaet. Und wenn ein System so fragil ist, muss man auch ueber die politische Dimension reden.

Stacy Mitchell vom Institute for Local Self-Reliance warnte im 2025er AI Now Landscape Report genau davor, wie konzentrierte Infrastruktur in den Haenden von autoritaeren Akteuren missbraucht werden koennte – gerade wenn Tech-CEOs anfangen, sich an Macht anzubiedern.

UK als Fallstudie fuer digitale Abhaengigkeit

Die UK-Regierung musste nach dem AWS-Ausfall zugeben, dass ein grosser Teil staatlicher Services auf AWS, Azure oder Google Cloud laeuft – also auf exakt diesen drei Anbietern.
Das ist nicht nur ein Betriebsrisiko. Das ist nationale Infrastruktur, ausgelagert an drei US-Konzerne. Und waehrend in Europa ueber digitale Souveraenitaet geredet wird, kauft man praktisch das Gegenteil ein

Die britische Wettbewerbsbehoerde CMA untersucht diese Marktmacht seit laengerem und warnt vor Lock-ins und struktureller Abhaengigkeit.
Und selbst die EU zieht nach: Der Data Act soll Multicloud und Anbieterwechsel erleichtern, Transfergebuehren werden unter Regulierungsdruck abgebaut.

Resilienz beginnt mit Verstehen... nicht mit einem neuen Vertrag

Was tun? Multicloud ist kein Allheilmittel... aber ein Anfang

Nach AWS kam reflexartig der Ruf nach Multicloud: „Legt nicht alle Eier in einen Korb.“ Klingt logisch. Ist es auch. Aber es ist teuer. Redundanz kostet. Und weil Hyperscaler sonst so stabil sind, ist es schwer, Budgets dafuer zu bekommen.

Trotzdem: Wenn es je einen Moment gab, um das Thema ernsthaft zu priorisieren, dann jetzt. Nicht erst nach dem naechsten Kaskaden-Bug.

Dazu braucht es aber auch Literacy. Viele Unternehmen wissen nicht mal, wer ihre Tier-1 Netze, Routing-Schichten, DNS-Abhaengigkeiten wirklich betreibt. Solange du das nicht verstehst, kannst du es auch nicht absichern.

Blumfeld geht ja immer... nicht nur bei Cloud-Ausfaellen!

Fazit... wir haben das Internet effizienter gemacht, aber auch zerbrechlicher

Das Netz ist kein Naturgesetz. Es ist eine Konstruktion. Und wir haben diese Konstruktion in den letzten 15 Jahren so gebaut, dass Effizienz ueber Resilienz stand. Zentralisieren, standardisieren, outsourcen – laeuft. Bis es nicht laeuft.

Die letzten Wochen waren kein Betriebsunfall, sondern ein Warnschuss. Drei Mal. Von drei Seiten. Und wenn wir daraus nichts lernen, dann werden wir bald nicht mehr fragen, ob das Netz kippt, sondern nur noch wann.

Bleibt kritisch... und hoert auf, „Cloud“ fuer eine Wolke zu halten. Das ist Beton, Strom, Software – und Macht.

Ich stelle gerade fuer mich fest, dass Urlaub ein ziemlich cooles Konzept ist... waehrend ich am Tag 2 Videos raushaue und einmal in der Woche die MeTacheles-Ausgabe. Aber keine Angst, den Test des Tages bereite ich mich auf den naechsten Sonnenaufgang vor Balis Kueste vor und ja, die sind wirklich so schoen... der ist tatsaechlich gerade einmal 8h vor dem Versand dieser Ausgabe abfotofgrafiert worden:

Bleibt gesund,

Sascha

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