Computex - Zwischen Hype, AI & geopolitischen Spannungen
Taipei, meine Wahlheimat und der Nabel der Tech-Welt... zumindest fuer ein paar Tage im Jahr. Wenn hier die Computex steigt, trifft sich alles, was in Sachen Hardware, Infrastruktur und Oekosysteme Rang und Namen hat. Aber dieses Jahr, Freunde... dieses Jahr war irgendwie anders.
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Computex - Alles bleibt anders
Normalerweise flippe ich ja nicht mehr wirklich aus bei einzelnen Produkten. Klar gibt’s da immer wieder mal Highlights, von denen auch ich angefixt werde. Doch wenn ich mir anschaue, was die grossen Player hier zeigen, dann sind das weniger Produkte und vielmehr Roadmaps. Roadmaps fuer eine Zukunft, in der AI allgegenwaertig sein soll. Zumindest wird uns das seit knapp drei Jahren gebetsmuehlenartig erzaehlt.
Aber lasst uns mal ehrlich sein... so richtig ist das alles noch nicht angekommen. Ich mein, ich sitze auf Analystenpanels und da wird gefragt: "Wer nutzt eigentlich AI-Assistenten taeglich?" Und dann gehen nur 20 Prozent der Arme hoch – und das sind Leute, deren Job es ist, genau darueber zu schreiben und zu analysieren. Da frage ich mich schon: Was macht ihr denn den ganzen Tag?
AI braucht Zeit!
Ein Paradebeispiel dafuer, wie lange diese Entwicklungen dauern koennen, liefert NVIDIA. Schon 2016 hat CEO Jensen Huang einer kleinen, unbekannten Firma in San Francisco namens OpenAI eine seiner DGX-1 Workstations geschenkt – persoenlich signiert. Und erst Ende 2022 hatten wir dann mit ChatGPT einen Dienst, der uns alle umgehauen hat. Mehr als sechs Jahre, bis die Technologie von der Workstation zum User kam.
Doch zurueck zum Big Picture, denn das ist das eigentlich Spannende dieser Computex gewesen. Wir sehen hier, wie die grossen Anbieter – Qualcomm, Intel, AMD, NVIDIA – ihre Zukunftsplattformen und Visionen zeigen. AI, digitale Zwillinge, smarte Fabriken... all das sind Themen, die keine kurzfristigen Hypes sind, sondern langwierige Entwicklungen.
Beeindruckend auch, wie Taiwan weiterhin das absolute Epizentrum dieser Entwicklung bleibt. Hier entsteht die Hardware, auf die das Silicon Valley seine Software packt. Genau deshalb waren wieder alle grossen CEOs hier, um zu betonen: Taiwan ist wichtig, Taiwan ist die Speerspitze. Und ja, indirekt senden sie auch die Botschaft, dass Taiwan frei bleiben muss – auch wenn das keiner so direkt auf der Buehne ausspricht.
Je mehr der Westen versucht, China technologisch einzuschraenken, desto staerker pushen sie ihre eigene Entwicklung
China ist ueberall
Was mir persoenlich immer wieder auffaellt: die geopolitische Komponente. China ist inzwischen nicht mehr einfach nur ein Wettbewerber, sondern entwickelt sich rasant zu einem Technologiegiganten. Trotz aller Sanktionen – oder vielleicht gerade deswegen – bauen sie eigene High-End-Hardware, eigene AI-Chips, und sind nicht mehr weit entfernt, ihre Abhaengigkeit von Taiwan deutlich zu reduzieren. Xiaomi spricht sogar schon von 3-Nanometer-Chips. Das waere ein gewaltiger Sprung.
Die Ironie dabei? Je mehr der Westen versucht, China technologisch einzuschraenken, desto staerker pushen sie ihre eigene Entwicklung. Huawei, Xiaomi, DeepSeek... das alles sind Namen, die uns in Zukunft noch haeufiger begegnen werden. Und wir muessen aufpassen, dass der globale Sueden – Afrika, Suedamerika, der Pazifik – nicht komplett in chinesische Haende geraet. Denn dort investiert China bereits massiv und systematisch.
Aber keine Panik... auch wir in Europa wachen langsam auf. Die EU investiert Milliarden in AI und digitale Souveraenitaet. Gut fuer uns, gut fuer Taiwan, gut fuer die Vielfalt in der Tech-Welt.
Die Euphorie der letzten Jahre ist real, aber sie wurde ueberschaetzt
Zurueck zur Messe selbst: Nein, es gab kein Produkt, das mich komplett aus den Socken gehauen haette. Das gab es zuletzt 2007 mit dem iPhone, und seither kam nichts Vergleichbares. Stattdessen erleben wir, wie sich die Branche neue Geschaeftsfelder erschliesst: Telemedizin, E-Bikes, Wallboxen. Die Computex hat gezeigt, dass unsere Techwelt im Wandel ist – weg vom reinen Produkthype, hin zu strategischen Visionen und langfristigen Entwicklungen.
Vielleicht ist genau das die wichtigste Erkenntnis: AI braucht Zeit. Die Euphorie der letzten Jahre ist real, aber sie wurde ueberschaetzt. Wir werden nicht morgen alle KI-Agenten auf unseren Devices haben. Vielleicht dauert das noch ein bisschen laenger. Vielleicht sind wir auch einfach zu ungeduldig.
Insgesamt war die Computex 2025 also weniger ein Feuerwerk einzelner Produktinnovationen, sondern vielmehr eine nachdenkliche Bestandsaufnahme. Eine Erinnerung daran, dass gute Dinge Zeit brauchen und Technologie eben nicht von heute auf morgen die Welt veraendert.
Sorry, falls diese Ausgabe ein bisschen zu nachdenklich oder politisch wurde, aber hey... das ist halt MeTacheles!
Ich bin gespannt, wie ihr das seht!
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Am kommenden Dienstag fliege ich zurueck in die alte Heimat, um dem Menschen die letzte Ehre zu erweisen, der mich vor meine erste Konsole und den ersten Computer gesetzt hat... und ohne den all das, was ihr hier mit mir woechentlich erlebt, nicht moeglich gewesen waere.
Danke fuer all euren Support...
Bleibt gesund,
Sascha
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Sascha Pallenberg
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