Bluesky – Der Traum ist vorbei

Es wird Herbst... und das nicht nur draussen, sondern auch in meiner Social Media Welt. Ich bin wieder an dem Punkt angekommen, an dem ich eine Plattform verlasse. Und diesmal ist es Bluesky – diese einst so verheissungsvolle Alternative zu Twitter, die ein sicherer Ort fuer Austausch, Kreativitaet und Respekt sein wollte. Aber was da gerade passiert, ist alles andere als das.
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Bluesky - Vom Safe Space zum Spielball
Bluesky wollte anders sein. Offener, dezentraler, menschlicher. Ein Ort ohne Trolle, ohne Hetze, ohne algorithmische Manipulation. Ein Netzwerk, das uns wieder verbinden sollte. Doch was ist daraus geworden? Ein digitaler Spielplatz fuer die, die am lautesten schreien – und am wenigsten zu sagen haben.
Tja #Bluesky ist tatsaechlich auch nur ein weiteres US-Netzwerk, welches dem Trump-Regime hoerig ist. Ueber 30 Behoerden-Accounts wurden in den letzten Tagen angemeldet & verifiziert und was machen die? Hauen rund um die Uhr Hass und Hetze raus. Es ist echt so eine peinliche Verarsche!
— Sascha Pallenberg (@palle.bsky.social) 2025-10-19T06:07:21.098Z
Der entscheidende Moment kam, als die Trump-Administration – ja, richtig gelesen, die US-Regierung selbst – Bluesky als Buehne entdeckt hat. Innerhalb weniger Tage tauchten 30 offizielle Accounts auf, allesamt verifiziert, orchestriert, koordiniert. Und sie kamen nicht, um zu reden... sondern um zu provozieren. Um Hass zu streuen. Um Aufmerksamkeit zu kapern. Und Bluesky liess sie gewaehren... und schaufelt sich damit sein eigenes Grab!
Die Kapitulation vor dem System
Was hier passiert, ist kein Zufall. Es ist Strategie. Social Media wird von autoritaeren Systemen nicht mehr nur genutzt – es wird bewusst instrumentalisiert. Was frueher die freie Buehne fuer Meinungsaustausch war, ist heute ein Propagandawerkzeug. Und Bluesky hat den gleichen Fehler gemacht wie Twitter unter Musk: Sie haben (zumindest am Anfang) geglaubt, Neutralitaet sei Staerke. Aber wer Hass duldet, verliert am Ende die Kontrolle oder wird assimiliert... der komplett durchgeknallte Tesla CEO ist dafuer nicht nur ein Beispiel, sondern historisch gesehen der absolute Posterboy!

Wir erleben, wie das, was einmal ein Safe Space fuer queere Communities, fuer Black Lives Matter, fuer progressive Stimmen war, langsam vergiftet wird. Wenn Regierungsstellen, die Migrant:innen diffamieren, auf einer Plattform posten duerfen – und das unter dem Deckmantel von "Meinungsfreiheit" – dann ist diese Plattform verloren.
Die Troll-Strategie des Trump-Regimes
Was viele unterschaetzen: Hinter dieser orchestrierten Uebernahme steckt eine gezielte Troll-Strategie. Das ist kein Zufall, keine spontane Welle von Fans – das ist koordinierte digitale Kriegsfuehrung!
Regierungsnahe Kommunikationsberater:innen und Ex-Mitarbeiter:innen der alten Social-Media-Teams aus der Trump-Aera wissen genau, wie man Empoerung erzeugt. Sie nutzen dieselben Methoden, die schon 2016 und 2020 den Diskurs vergiftet haben: massenhaft provozieren, dann auf die Reaktionen warten, sich als Opfer der „Cancel Culture“ inszenieren – und schliesslich die Plattform zu ihrem Werkzeug machen... denn machen wir uns nichts vor, wenn Bluesky hier endlich mal seine Community Guidelines umsetzen wuerde, kommt die grosse Keule ueber die FCC aka die US-Regulatoren!
What's up, Bluesky? We thought you might've missed some of our greatest hits, so we put this together for you. Can't wait to spend more quality time together! ❤️🇺🇸
— The White House (@whitehouse-47.bsky.social) 2025-10-17T21:21:24.404Z
Die neuen Bluesky-Accounts sind keine zufaelligen Stimmen. Sie sind praezise aufgebaut, mit klaren Aufgaben: Narrative setzen, Debatten verschieben, Themen kapern. Und weil Bluesky immer noch glaubt, Dezentralitaet schuetze vor Manipulation und Uebernahme... hey, ihr seid so dezentral wie der groesste uns bekannte Energiespender: die Sonne!

Parallel dazu stehen diese Accounts praktisch ohne Moderation da. Weil Bluesky sich vor der Rache des Trump-Regimes fuerchtet. Und so zersetzen sie den Diskurs weiterhin systematisch, indem sie die Mechanik von Bluesky, naemlich diesen Trollen alle Tueren zu oeffnen, gegen die Plattform selbst richtet.

Big Techs Buecklinge
Und waehrend das passiert, applaudieren die gleichen CEOs, die sich vor ein paar Jahren noch fuer Diversitaet und Freiheit stark gemacht haben. Gates, Zuckerberg, Cook, Nadella – alle beim Trump-Dinner im Weissen Haus, alle laechelnd, alle brav nickend. Das sind keine Rebellen mehr, das sind Buecklinge. Und sie wissen genau, was sie tun. Denn Macht riecht man. Geld schmeckt man. Und Einfluss ist die neue Religion.
Frueher war das Internet ein Ort, an dem man sich frei austauschen konnte. Chatrooms, Foren, IRC – ein globales Experiment der Gleichberechtigung. Heute ist es ein kontrolliertes System aus Oligopolen. Facebook gehoert Meta, Twitter gehoert Musk, Bluesky gehoert – tja, Venture Capital. Dasselbe Spiel, nur ein neues Logo.
Die grosse Enttaeuschung
Ich hatte wirklich gehofft, dass Bluesky anders ist. Dass sie aus den Fehlern lernen. Dass sie verstehen, was Verantwortung bedeutet. Aber spaetestens seit Regierungsaccounts dort ungehindert trollen, ist klar: Auch Bluesky knickt ein. Und das ist kein Zufall. Die Plattform wird jetzt von der Trump-Regierung als Feindbild markiert – und gleichzeitig als Werkzeug genutzt, um Chaos zu verbreiten. Das ist kein Widerspruch, das ist Taktik.
Bluesky wollte eine Community aufbauen, die frei ist von Manipulation. Jetzt ist sie Teil davon. Und das ist bitter.
Zurueck ins Fediverse
Deshalb ziehe ich den Stecker. Mein Bluesky-Account bleibt noch kurz online – aber es wird keine neuen Posts mehr geben. Ich bin raus. Wieder einmal. Und diesmal endgueltig.
Ich gehe zurueck ins Fediverse. Zurueck zu Mastodon. Zu den Nerds, den Bastlern, den Idealisten. Zu den Menschen, die nicht ueber Reichweite reden, sondern ueber Relevanz. Zu denen, die verstehen, dass Dezentralitaet keine Nostalgie ist, sondern Zukunft. Dass digitale Souveraenitaet keine Spielerei ist, sondern Ueberlebensstrategie.
Ja, das Fediverse ist manchmal sperrig, nerdig, unbequem. Aber es gehoert uns. Es ist nicht durchreguliert, nicht kapitalgetrieben, nicht von Algorithmen versaut. Es ist das, was Social Media einmal sein wollte: ein Netzwerk von Menschen, nicht von Marken.

Ein Abschied mit Haltung
Ich weiss, manche rollen jetzt die Augen. "Schon wieder verlaesst er eine Plattform." Mag sein. Aber ehrlich: Wer die Entwicklung der letzten Jahre verfolgt hat, weiss, dass ich meist recht frueh die Reissleinen gezogen habe – und rueckblickend dabei auch nicht ganz so falsch lag! Twitter, Threads, Instagram – alles durch, alles gleich. Kommerzielle Blasen, die mit Communities spielen, bis nichts mehr uebrig bleibt.
Bluesky war ein Experiment. Ein kurzes. Und wieder eines, das gezeigt hat, wie kaputt das System Social Media geworden ist. Wenn Demokratie zu Content wird, wenn Hass monetarisiert wird, wenn Plattformen Regierungen hofieren, dann ist der Punkt erreicht, an dem man gehen sollte.
Ich geh. Und diesmal mit einem guten Gefuehl und der Ueberzeugung, dass jede Minute an persoenlichen Einsatz und jede(r) konvertierte User:in, das Netz ein wenig besser machen wird
Dort, wo die Server noch von Menschen betrieben werden – da lebt das Netz, das wir mal geliebt haben. Und genau das ist fuer mich das Fediverse!
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Es gibt tatsaechlich noch 2 Podcasts, die ich euch gerne ans Herz legen moechte. Einmal die aktuelle Techlounge-Ausgabe zu unserer digitalen Abhaengigkeit:
Und der neue Neuland Talk mit dem IT-Anwalt Chan-Jo Jun:
Viel Spass und danke fuer all euren Support...
Bleibt gesund,
Sascha


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